Sonntag, 13. August 2017

4. Etappe: Lausanne - Aosta

Es ist zwar nicht das wichtigste aber trotzdem entscheidend dafür, ob es ein toller Tag wird – das Wetter. Während es die letzten Tage ja leider in der Früh nicht so besonders war, war es heute wirklich schon beim Start sehr schön. Zwar erst 22 Grad aber dafür blauer Himmel.



Die erste Zeit ging es am Genfer See entlang Richtung Westen. Man merkte richtig, dass heute Sonntag ist. Auf den Straßen kaum Autos, dafür auf der Straße entlang des Sees überall Rennradfahrer unterwegs. Endlich war ich nicht mehr alleine unterwegs. In den ersten 3 Tagen habe ich überhaupt keine Radfahrer gesehen, gestern dann zum Schluss schon einige.



Entgegen der Wettervorhersage war es zu Beginn eher Gegen- als Rückenwind. Ich hatte mir vorgenommen mir Zeit zu lassen, um mit voller Kraft in den Anstieg gehen zu können. Und so fuhr ich gemütlich am See entlang und an der Westspitze angelangt weiter nach Westen vom See weg in Richtung Berge.



Auch hier wurde es nicht langweilig – die Gegend ist sehr abwechslungsreich.



Und hier etwas, war ich auf den vielen Kilometern und vielen Kreisverkehren bisher nicht gesehen habe.



Es ist ein Kreisverkehr, durch dessen Mitte ein Zug fährt – deswegen hat dieser auch Schranken. Etwas Ähnliches kam später noch einmal.

Nach einiger Zeit zweigte ich von der großen Straße auf einen Radweg ab. Bei Radwegen bin ich ja immer etwas skeptisch, ob da nicht gleich wieder Schotter kommt aber dieser war – von ein paar Wurzelbuckeln abgesehen – wirklich sehr schön und führte über lange Zeit an einem Fluss entlang.



Und der zweite positive Punkt daran war, dass ich nun den versprochenen Rückenwind hatte, der mich noch zusätzlich anschob.

Und dann wurde es ernst – die Schilder zum Pass kündigte an, dass es mit dem gemütlichen Dahinrollen gleich zuende sein würde.



Und ausgerechnet jetzt wurde es war. Die ganzen letzten Tage hätte ich die 30 Grad und mehr gut gebrauchen können. Aber ausgerechnet jetzt auf der ersten langen Auffahrt waren sie nicht nötig.



Dank noch immer Rückenwind ging es zügig voran. Die Steigung war zu Beginn auch noch eher moderat, so dass ich mit rd. 20 km/h hinauf zischte.



Je weiter ich nach oben kam, umso steiler wurde es. Weil es gerade so gut ging fuhr ich einfach immer weiter. Die Pause, die ich eigentlich um 13 Uhr machen wollte (bis dahin hatte ich nur zum Sonnencreme eincremen angehalten), verschob ich auf etwas später. Hier gab es glücklicherweise auch immer mal wieder ein Imbiss und so machte ich auf 1250 Metern um 13:45 meinen ersten Stopp. Nur gut, dass es hier – obwohl noch Schweiz – recht günstig war. Ein Baguette mit Getränk um 9,10 EUR. In einem Moment wahnsinniger Genialität hatte ich mir eingebildet in der Schweiz, um keine Franken übrig zu behalten, nur mit Kreditkarte zahlen zu wollen. Dass irgendwo am Berg Kreditkarten nicht unbedingt bevorzugtes Zahlungsmittel sind, hatte ich nicht bedacht. Man akzeptierte hier zum Glück Euro, von denen ich jedoch nur mehr 20 dabeihatte.



Nach der Pause lagen noch 1300 Höhenmeter vor mir – und das ohne, dass es auch nur einen wieder hinunter geht zwischendurch.

Auf der Strecke kamen immer wieder (zum Glück kurze) Tunnel, die mit dem Fahrrad immer nicht sehr angenehm sind.

Als ich dieses Portal sah, wusste ich noch nicht was mich erwartet.



Tatsächlich war es eine 6 Kilometer lange Galerie, durch die ich fahren musste. Mal relativ offen.



Teils aber auch wie ein Tunnel



Nun klingen 6 Kilometer nicht sehr viel – allerdings ging es hier durchgehend bergauf. Nicht ganz so steil wie es zwischenzeitlich schon war aber viel schneller als 10 km/h war ich erst recht zum Schluss wieder. Dabei war die Galerie nicht nur unschön zu fahren, weil es recht eng war und auch noch mittendrin eine Baustelle mit Ampel war, sondern auch weil es unglaublich laut ist wenn Motorräder und Autos mit ordentlich Gas hindurch fahren. Und ich war immerhin rd. 45 Minuten in diesem Ding.

Ich habe versucht das Feeling in einem Video einzufangen. 


Bei meiner Streckenrecherche hatte ich schon gelesen, dass es irgendwann einen Abzweig zum Col gibt und die Straße als Tunnel durch den Berg verläuft. Und dieser Tunnel wäre mit dem Rad unbedingt zu vermeiden, weil man hier wohl mittendrin vom Schweizer Grenzschutz abgefangen und zurückgeschickt wird. Komoot wusste dies aber auch und gab mir im rechten Moment den Hinweis aus der Galerie heraus zu fahren und die alte Passstraße zu fahren.

Die Passstraße war dann zwar gleich deutlich leerer und ruhiger als die Galerie, gleichzeitig aber auch deutlich steiler. Ich hatte es schon geahnt weil die Kilometer in der Galerie nicht steil genug waren, um bei gleichbleibender Steigung auf die Höhe von knapp 2.500 Metern zu kommen. Die letzte Stunde hinauf zur Passhöhe würde also noch einmal deutlich steiler werden.

Solange es eine abwechslungsreiche Gegend ist, stört mich dies aber gar nicht so sehr. Und die Landschaft war wirklich sehr imposant.




Immer weiter ging es hinauf – die Straße immer irgendwo am Hang im Blick



Der Blick zurück auf das, was man schon gefahren ist, ist immer ein Wahnsinn.



Und dann – doch überraschend schnell und bei weitem nicht so intensiv, wie ich es erwartet hatte – war die Passhöhe erreicht. Die Temperatur lag nur mehr bis 12 Grad.




Und nun folgte, was mir eigentlich immer nicht so recht Spaß macht – die Abfahrt. Man muss immer wahnsinnig aufpassen, weil man pfeilschnell wird (man kann bergab ganz gut Autos und in den Kurven die nicht so mutigen Motorradfahrer überholen) und der Straßenbelag teils doch recht uneben ist. Und durch die Taschen hinten dran habe ich immer das Gefühl der ganze Rahmen verwindet sich in den Kurven. Die Bremsen haben zwar Kraft aber durch die leichten Scheiben traue ich mich auch nicht erst im letzten Moment zu bremsen. Aber am schlimmsten: Es ist entsetzlich kalt! Leicht verschwitzt bei 12 Grad mit 40 – 65 km/h hinab zu fahren sind wahrscheinlich gefühlte 0 Grad. Und genauso wie es meine längste Auffahrt bisher war, war es auch die längste Abfahrt. Bald eine Stunde ging es nur bergab. Ich war wirklich froh als ich wieder unten im warmen Tal war.

Von Aosta selber gibt es dieses Mal leider keine Fotos. Warum? Mit tat schon gestern ab beiden Füßen die Achillessehne weh. Tagsüber ist es nicht wirklich besser geworden und ich wollte es nicht noch schlimmer machen durch einen langen Spaziergang. Deswegen war mein Abendausflug auf die nächste Pizzeria beschränkt. Ich hoffe, dass es in den nächsten Tagen besser wird und ich nicht hiermit ein Problem bekomme.

Hier alle übrigen Bilder



Tourdaten:

Und hier die Aufzeichnung des heutigen Tages
Tageskilometer: 147 km
Gesamtkilometer Tour: 647 km
Durchschnittsgeschwindigkeit: 19,6 km/h
Maximalgeschwindigkeit: 65,9 km/h
Höhenmeter aufwärts:  2.600 m
Höhenmeter aufwärts gesamt:  7.880 m
Höhenmeter abwärts: 2.560 m
Maximal Höhe: 2.530 m
Trittfrequenz durchschnittlich: 53 upm
Fahrzeit: 7:31 h

Ausblick auf morgen:

Morgen eher unspektakulär. Es geht deutlich mehr hinunter als hinauf – der Erfahrung nach ist die Landschaft auch nicht sehr spannend. Ich tippe auf viel Obstanbau. Ziel wird Alessandria sein. Meinen Pausentag werden ich auch nicht nach der morgigen Etappe machen sondern eher nach 7 Tagen weil zuvor einfach nichts kommt, wo es sich lohnt mehr als einen Abend zu bleiben.

Hier wieder der Link zur morgigen Tour:



  



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